Ortsmuseum Jois

Von der Steinzeit zur Weinzeit

„Ortskundliche Sammlung“
Der Grundstein für das heutige Museum Jois wurde schon in den 1960er Jahren vom Fachlehrer Heinrich Weiß gelegt. In den 1970er Jahren wurde auf Initiative des Schuldirektors Rudolf Treiber, mit Unterstützung durch die Gemeinde, die Sammlung erweitert. Die Joiser Bevölkerung öffneten ihre Dachböden, Scheunen und Keller und so entstand ein eindrucksvoller und lebendiger Überblick über das ehemalige Alltagsleben in Jois. Zudem wurden Dokumente zur Ortsgeschichte der Gemeinde sowie Fotos aus dem Leben in der Gemeinde gesammelt.

Beim Festakt anlässlich der Einweihung des neu errichteten Gemeindeamtes der Marktgemeinde Jois im Sommer 1974 wurde dem damaligen Bürgermeister Karl Haider vom Landeshauptmann Dr. Theodor Kery die Urkunde über die Verleihung des Gemeindewappens überreicht. Im Rahmen dieser Festlichkeit wurde die Sammlung erstmals in den Kellerräumen des Gemeindeamtes der Öffentlichkeit präsentiert.

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Da großes Interesse in der Dorfbevölkerung bestand, sammelten die Initiatoren weiter. Als eine ansehnliche Sammlung an Objekten zusammengetragen war, ordnete man die Gegenstände nach Sachgebieten. Vom 13. August 1978 bis Ende 1984 wurde die „Ortskundliche Sammlung“ der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 

Im Winter 1984/85 wurden auf Anregung des Bürgermeisters Karl Haider und unter seiner Leitung die Ausstellungsräume neugestaltet und um ein Schulmuseum erweitert.

Gründung des Vereins „Ortskundliches Museum Jois“
Am 23. Juni 1985 wurden die neu adaptierten Museumsräume feierlich der Öffentlichkeit präsentiert. 1986 wurde der Verein „Ortskundliches Museum Jois“ gegründet. Die Leitung des Vereins oblag dem Bürgermeister Karl Haider und Frau Direktor Maria Treiber (Witwe des Initiators Direktor Rudolf Treiber). Aufgrund des weit gestreuten Sammlungsgutes von besonderem dokumentarischem Wert für die Ortsgeschichte, aber auch für die burgenländische Landesgeschichte, wurde das „Ortskundliche Museum Jois“ als Einheit im Öffentlichen Interesse mit Schreiben vom 7. Oktober 1986, Zl. 2476/1/86, vom Bundesdenkmalamt unter Denkmalschutz gestellt. 

Generalsanierung, Neugestaltung, Namensänderung des Vereines
Ein aufgetretener, starker Holzwurmbefall war Anlass für die 2005 gestartete Generalsanierung der Museumräume und der Exponate. Ein neues Leitbild sollte den Besucher bereits im Vorfeld erkennen lassen, was ihn im Museum erwartet. Durch zahlreiche Funde ist belegt, dass der Joiser Raum schon in der Steinzeit besiedelt war und da die Weinwirtschaft in der Jetztzeit von großer Wichtigkeit und Bedeutung ist, wurde das Leitbild „Museum Jois – Von der Steinzeit zur Weinzeit“ gewählt.

Museum Jois – Von der Steinzeit zur Weinzeit 
Unter diesem Leitbild sollte nun das Museum Jois umgestaltet werden. Im ersten Schritt wurden die Museumsräume ausgeräumt, vor die feuchten Außenwände zur besseren Luftzirkulation Vorsatzwände montiert und alle Räume neu ausgemalt. Die Beleuchtung wurde erneuert und auf das neue Ausstellungskonzept abgestimmt. Die Holz-Exponate wurden in einer Kammer mit Gas entwurmt und anschließend für die Präsentation hergerichtet.

Nach der Fertigstellung der Sanierungsarbeiten in den Museumsräumen wurden die Ausstellungsräume entsprechend dem neuen Leitbild themenbezogen ausgestattet und eingerichtet. Das Präsentationskonzept wurde von Ing. Reinhard Brabec erarbeitet und mit Fr. Dr. Gertraud Liesenfeld – Institut für Europäische Ethnologie der Universität Wien abgestimmt. Die Umsetzung nach diesem Konzept wurde von der Kulturabteilung des Landes Burgenland auch mit Finanzmitteln gefördert.

Weiters wurde die Umgestaltung des Museums durch Förderungen von der Marktgemeinde Jois, mit Spendengeldern von der Ortsbevölkerung und durch Eigenleistungen der Vereinsmitglieder finanziert.

Im Rahmen eines Festaktes wurde das neugestaltete Museum Jois unter dem Obmann Ing. Christian Seywerth von Landesrat Helmuth Bieler im Jahr 2006 wiedereröffnet.

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Unter dem Leitbild werden in den Museumsräumen im Keller des Gemeindeamtes und im ehemaligen Amtmannhaus das Leben und Wirken der Joiser Bevölkerung gezeigt. Der Bogen spannt sich vom ersten Nachweis menschlichen Lebens im Joiser Raum (Mittelsteinzeit 10.000 bis 5.800 v.Chr.), mit seiner Entwicklung über das traditionelle Handwerk bis hin zum nunmehr sehr wichtigen Erwerbszweig, der Weinwirtschaft. Dabei erhält der Besucher durch die einzelnen symbolischen Leitbildsegmente einen Einblick in das Leben im Dorf von einst und jetzt.

Im Raum Steinzeit werden die Fundgegenstände aus der Steinzeit, die Hügelgräber im Joiser Gemeindegebiet aus der Bronzezeit (Halsringschmuck), der Hallstattzeit (Schalen), Funde aus der Römerzeit (wie der Römerkopf-Fund aus Jois sowie ein Steingrab mit zwei Skeletten von Frauen und einigen Grabbeigaben, davon als Besonderheit eine gläserne Parfumphiole) gezeigt. Der wohl interessanteste und bedeutendste Fund im Gemeindegebiet ist die „Hinkende Germanin von Jois”, ein Frauenskelett mit einem ausgeheilten doppelten Unterschenkelbruch aus der Völkerwanderungszeit. Eine anschauliche Zeitleiste und Fotos ergänzen den Schauraum mit Informationen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts.

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Im Raum Ortszeit wird die Joiser Ortsentwicklung von der ersten urkundlich dokumentierten Namensnennung aus dem Jahre 1214 bis heute gezeigt. Anhand einer Zeitleiste, mit Dokumenten und einer ausgewählten Fotodokumentation, wird die historische Entwicklung von Jois präsentiert. Ausgewählte Exponate aus dem Leben im Ort und dem Kirchenbereich ergänzen und bereichern die Sammlung. Besonders zu erwähnen sind hier unter anderem die Insignien des letzten Nachtwächters und eine der letzten noch funktionierenden Turmratschen des Burgenlandes, die bis 1977 in der Pfarrkirche zum Hl. Georg in Betrieb war. 

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Im Raum Jahreszeit wird das bäuerliche Arbeitsjahr der vergangenen Zeiten behandelt. Hier werden die bäuerlichen Gerätschaften und Arbeitsmittel gezeigt, die im Laufe eines Jahres verwendet wurden. Eine eindrucksvolle Fotodokumentation veranschaulicht, wie diese Arbeitsmittel eingesetzt wurden. Der Bogen spannt sich von Bodenbestellung und Aussaat im Frühjahr, Unkrautbekämpfung und Grünfuttereinbringung bis hin zur Kirschenernte. Ende der 1930er Jahre gab es in Jois ca. 16.000 Kirschbäume, deren Früchte berühmt waren und auf die Wiener Märkte geliefert wurden. Bei der Weltausstellung 1900 in Paris erzielte die Joiser Kirsche sogar eine Auszeichnung.

Weiter geht es mit der Getreideernte und dem Drusch im Sommer, der Rüben- und Kukuruzernte sowie dem Pflügen im Herbst bis hin zur Schilfernte im Winter. 

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Im Raum Arbeitszeit werden die für Jois in der Vergangenheit typischen Handwerke mit Exponaten gezeigt. Es sind dies Schneider, Schuster, Tischler, Wagner, Fassbinder, Tapezierer und Schmied. Mit passenden Fotos werden die von den Handwerkern jeweils ausgeführten Tätigkeiten veranschaulicht.

Die Jagd und die Fischerei mit den zugehörigen Exponaten und Fotos sind als Brücke zum Freizeitbereich positioniert. 

In einer umfangreichen Fotodokumentation wird das Leben in der Dorfgemeinschaft in der Freizeit gezeigt. Fotoserien über große Ereignisse, wie Erntedankfeste, Gemeindefeste, Veranstaltungen zum Kirtag bzw. „Kiritog“ (=Kirchweihfest), Fronleichnam, Glockenweihe, Weinverkostungen, Feiern im kleinen Kreis, Geselligkeiten im Gasthaus oder am Sportplatz geben so einen Einblick in die gelebte Vielfalt der Freizeitgestaltung.

Ein Modell des Schulgleiters SG38 lässt erkennen, wie Anfang der 1940er Jahre die Ausbildung von Piloten am seeseitigen Hang des Hackelsberges erfolgte. 

Als Rarität ist auch eine immer noch funktionierende Original-Wassermausefalle zu besichtigen.

Abb. 6/ 020-06-jois-erkunden-museum

Der Raum Sonderausstellung wird für wechselnde Sonderausstellungen genutzt. Die Themen passen sich den besonderen Gegebenheiten an – wie z.B. 250 Jahre Pfarrkirche, 800 Jahre Jois oder 90/100 Jahre Burgenland oder aber auch besondere Jubiläen der Vereine.

Im ehemaligen Amtmannhaus, das hinter dem Gemeindeamt liegt, zeigt das Museum Jois weitere Themen aus dem früheren und heutigen Leben in der Marktgemeinde Jois.

Ein Raum ist der Freiwilligen Feuerwehr Jois gewidmet. Hier werden Pokale, Fahnen und Auszeichnungen, sowie eine ausgewählte Fotodokumentation ausgestellt. Es wird so eine Einsicht in das Wirken der „FFJ“ seit der Gründung für die Gemeinschaft und für die Bevölkerung von Jois vermittelt. Der alte Spritzenwagen, der jahrelang hier stand, ist aus Platzgründen in das neue Feuerwehrhaus gebracht worden.

Unter Weinzeit werden Werkzeuge und Geräte aus der Vergangenheit präsentiert, die für die Produktion von Wein verwendet wurden. Anhand von Fotos werden die Arbeitsweise in den Stockkulturen des vorigen Jahrhunderts und die Weinproduktion in der Vergangenheit gezeigt. Eine alte Steinpresse und Geräte für die Herstellung des Weines zeigen, mit welchem Aufwand und mit welcher Arbeitsleistung die Herstellung von Qualitätswein verbunden war. Eine Präsentation ausgewählter Flaschenweine in den verschiedenen Flaschenformen mit kunstvoll gestalteten Etiketten gibt einen Überblick über die Produktion von Qualitätsweinen der Joiser Winzer um die Jahrtausendwende und leitet damit in die Gegenwart über. 

Abb.7/ 020-07-jois-erkunden-museum

Im Bereich Wohnzeit wird Einsicht in das häusliche Leben gewährt. Küche und Stube zeigen die Wohnverhältnisse mit der typischen Einrichtung in einem Joiser Haus in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. 

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Im Raum Schulzeit ist eine Schulklasse aus der Volksschule Jois mit der Einrichtung aus dem Ende der 1930er Jahre zu sehen. Schulbänke mit integrierten Sesseln und schrägen Schreibpulten mit eingelassenen Tintenfässern ermöglichen, den Schulalltag aus Großmutters Zeit mit dem Heute zu vergleichen. Die aufliegenden Schiefertafeln lassen erkennen, wie damals die Kinder mit Kreide die ersten Buchstaben des Alphabets zu schreiben lernten. 

Im Jahr 2008 fand die Wiedereröffnung des Joiser Schulmuseums statt. Ergänzend dazu präsentierten sich die Volks- und Hauptschulen der Nachbargemeinden bzw. des Schulbezirkes mit Schautafeln. Zeitgleich gab es eine Fotoausstellung aus der Schulvergangenheit unter dem Titel „Lang, lang ist’s her “. 

Abb.9 / 020-09-jois-erkunden-museum

Im Vorraum der Schulzeit, hat sich mittlerweile unsere Bücherecke etabliert. Hier können Bücher geholt, gebracht oder getauscht werden. Stöbern, genießen, plaudern und austauschen ist einmal im Monat ein Fixpunkt und wird von der Bevölkerung sehr gut angenommen. 

Abb.10 / 020-10-jois-erkunden-museum

Das Museum heute
Der große Erfolg unserer Museumsgeschichte basiert auf dem unermüdlichen Einsatz vom ehemaligen Obmann Ing. Reinhard Brabec, der zusammen mit seiner Frau Maria das Museum in der Zeit von 2012 bis 2021 maßgeblich geprägt hat. Die beiden haben viele wichtige Kontakte geknüpft, Konkurrenzveranstaltungen besucht, einen Kursus zur Katalogisierung und Inventarisierung der Bilder und Exponate belegt und das Gelernte auch gleich in die Tat umgesetzt. Schon als Schriftführer unter der Leitung von Ing. Christian Seywerth war Ing. Reinhard Brabec die treibende Kraft bei der Vorbereitung und Gestaltung von Sonderausstellungen, die er dann auch in seiner Amtszeit weiterhin organisiert, zusammengestellt und präsentiert hat. 

Am Staatsfeiertag, den 26. Oktober, gab es immer den Tag der offenen Museumstür – den wird es auch weiterhin geben. Führungen durchs Museum, ein kleiner Imbiss mit Umtrunk sowie ein Flohmarkt waren die Fixpunkte. Auf dem Flohmarkt konnte man die Bilder der vergangenen Sonderausstellungen ebenso wie gespendete Bücher günstig erwerben. Der Erlös kam der Museumskasse zugute. Das Angebot wurde sehr gerne angenommen. Aus dem Bücherflohmarkt wurde zwischenzeitlich die Bücherecke, die einmal im Monat geöffnet ist. Fotos können nach wie vor beim Vorstand bestellt werden.

Der Gang des Gemeindeamtes zum Sitzungssaal erfuhr durch etliche Fotos aus dem Museumsarchiv eine Aufwertung. Die Bürgermeistergalerie im Sitzungssaal der Gemeinde wurde unter der Regie von Ing. Brabec vereinheitlicht, die Bilderzeile begradigt und ansprechend gestaltet. 

Im Gemeindestadel wurde ein Depot errichtet, Zwischendecken und Regale schafften Platz für Exponate des Museums, die gesammelt wurden und für künftige Ausstellungen gelagert sind, oder bereits gezeigt wurden. Die Erhaltung dieser Objekte ist für das Museum Jois von großer Bedeutung und Wichtigkeit und kann so sicher für die Nachwelt aufbewahrt werden.

Das Museum – eine bewegte Geschichte
1974 als Ortskundliche Sammlung angelegt von Dir. Rudolf Treiber

1986 Vereinsgründung als Ortskundliches Museum, Bürgermeister Karl Haider als Obmann, Frau Dir. Maria Treiber als Stellvertreterin

2006 Neugestaltung und Umbenennung in „Museum Jois – Von der Steinzeit zur Weinzeit“, Obmann Ing. Christian Seywerth, Stellvertreter Mag. Harald Straßl

2012 Neuwahl des Vorstandes; Herr Ing. Reinhard Brabec übernimmt die Leitung als Obmann; Obmannstellvertreter wird Christian Schmidt-Maszl

2021 Neues Team unter der Leitung von Silvia Hoffmann, Obmannstellvertreter wird wieder Christian Schmidt-Maszl


Nr. 20
Gegründet
1986
Eigentümer
Marktgemeinde Jois

Rätselrally:

In welchem Jahr hat die Sammlung begonnen?

Wann wurde der Verein „Museum Jois – Von der Steinzeit zur Weinzeit“ gegründet?

Was ist der interessanteste Fund im Raum Steinzeit?

Aus welcher Zeit ist das Klassenzimmer im Schulmuseum?