Ehem. Pfarrhof am Standort des Gemeindeamtes
Von der religiösen zur kommunalen Gemeindeverwaltung
Wo befand sich der ehemalige Pfarrhof?
Schriftliche Aufzeichnungen eines sogenannten Hausübergabe-Buches belegen, dass sich der ehem. Pfarrhof noch im Jahr 1843 auf dem Areal des heutigen Gemeindeamtes befand. Er lag zwischen der ehemals röm.-kath. Volksschule (Untere Hauptstraße 21) und dem Haus der Familie Rausch (Untere Hauptstraße 25) und damit zugleich auch am Fuße des Kirchbergs, auf dem sich die Pfarrkirche erhebt.
Welche Räume hatte der damalige Pfarrhof?
Die römisch-katholischen Pfarren wurden in periodischen Abständen, meist in fünf Jahreszyklen, durch den Bischof oder dessen Vertreter visitiert um den Zustand der Bauwerke wie Pfarrkirche, Pfarrhof und Nebengebäude sowie die Seelsorgetätigkeit des Pfarrers zu überprüfen. Anlässlich der Visitationen wurden Protokolle erstellt. Daraus kann noch heute das Erscheinungsbild und der Zustand der Bauwerke abgeleitet werden.
Der Visitationsbericht 1735 hält fest, dass der Pfarrhof gut gebaut ist. Er hatte damals zwei Zimmer im Obergeschoß für den Pfarrer und im Untergeschoß zwei Räume für das Gesinde. Außerdem gab es zwei gewölbte Kammern, einen Schüttkasten, ein Presshaus, einen gewölbten Keller und zwei Stallungen für das Vieh. Auch ein Stadel und ein eingezäunter Garten gehörten dazu.
Wohin übersiedelte der Pfarrhof im 19. Jahrhundert?
Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude des alten Pfarrhofes an den damaligen Gemeindenotär verkauft. Zwischen 1844 und 1856 kam es zur Übersiedlung an den heutigen Standort in der Unteren Hauptstraße 24, direkt neben der später errichteten Herz Jesu-Kirche.

Rätselrally:
Wo befand sich der ehemalige Pfarrhof?
Was ist ein Visitationsbericht?
Welche Räume hatte der damalige Pfarrhof?
Wann übersiedelte der Pfarrhof?
Wohin erfolgte die Übersiedelung des Pfarrhofes?
Lattes- oder Brucker Hof
Bekanntester Edelhof im Ortskern von Jois
Was ist ein Edelhof?
Es ist bekannt, dass es in Jois einige Edelhöfe gegeben hat. Das Wort Edelhof kommt vom Wort edel, das wieder von adelig, also von Adel abgeleitet wird. Ursprünglich wurden solche Höfe vom König als obersten Grundherrn an verdiente Personen verliehen. Der König schenkte Rittern, Adeligen, hohen Beamten oder Offizieren solche Besitzungen, um sie zu entlohnen bzw. für ihre Erfolge auszuzeichnen. Diese Höfe wurden auch Freihöfe genannt, weil sie von Abgaben und anderen Dienstleistungen an den Grundherrn befreit waren.
Bekanntester Edelhof von Jois
Es ist nicht ganz klar, wie viele Edel- oder Freihöfe es in Jois im Laufe der Zeit gegeben hat. Im Urbar (=Verzeichnis über die Besitzrechte einer Grundherrschaft und die zu erbringenden Leistungen ihrer Grunduntertanen) des Jahres 1525 werden vier Edelhöfe angegeben, ebenso in einem Bericht aus dem Jahr 1718. Der Große Bruckerhof wird im Urbar als Latteshof erwähnt. Er ist einer der ältesten Edelhöfe in Jois.
Von 1555 bis 1914 war er im Besitz der Stadt Bruck an der Leitha. Das Gebäude, eine zweiflügelige Anlage mit älterem, zumindest in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Baukern, geht in seiner bestehenden Form auf das 17. Jahrhundert zurück. Die barocke Raumaufteilung und Ausstattung hat sich im Inneren nahezu unverändert erhalten. Vom 18. bis 20. Jahrhundert erfolgten laufende Adaptierungen.
Zum Hof gehörte ehemals auch die Latteshof-Wiese, ein Fischwasser am See und das Bergrecht von etlichen Weingärten.
Frühere Besitzer
Im 15. und 16. Jahrhundert war er im Besitz von bedeutenden Räten der Königin Maria von Ungarn. Zunächst besaß ihn Ritter Wilhelm Enzersdorffer (2. Hälfte 15. Jahrhundert) und später Hauptmann Jakob von Stamp (1532 – 1555). Letzterer war auch im Besitz des Kleinen Bruckerhofes in der Unteren Hauptstraße 38a – 40c (siehe Station 30).
Großer Brand von 1836
Am Abend des 22. Jänner 1836 war in Jois ein Großfeuer ausgebrochen. Innerhalb einer Stunde wurden 24 Bauernhäuser, drei Kleinhäusler, der große Brucker Edelhof und das Schulhaus eingeäschert. Der Bruckerhof war damals von elf Parteien bewohnt. Personen und das Vieh kamen nicht zu Schaden. Allerdings verbrannten in den Scheunen die Futtervorräte.
Der Große Bruckerhof im 20. Jahrhundert
Am 29. Dezember 1914 wurde der Große Bruckerhof an die Heeresverwaltung übergeben bzw. 1930 dem Ehepaar Michael und Anna Hackl verkauft, die ihn später an ihren Sohn Emmerich vererbten. 1969 ging er durch Kauf in den Besitz von Leonhard Wetschka und seine Familie über.
Äußeres Erscheinungsbild
Die Straßenfassade weist sechs Fensterachsen auf. Die mit einem Rundbogen gerahmte Einfahrt ist in der vierten Fensterachse situiert. Nach der Einfahrt weist die Straßenfront einen Knick auf. An der Fassade sind generell 2-flügelige, nach außen öffnende Holzkastenfenster mit Oberlichten vorhanden. Die Fensterflügel und Oberlichten sind mit Sprossen geteilt. Die Fenster sind mit Putzfaschen bzw. mit Steingewänden gerahmt.
Ehemals bemerkenswerte Fassadengestaltung
Wie auf alten historischen Fotos zu erkennen ist, war die Fassadenfläche im Erdgeschoss ehemals mit waagrechten Putznuten gegliedert. Im Obergeschoss wurde die glatte Putzfläche durch doppelte Putzlisenen unterteilt. An den Gebäudeecken waren ums Eck geführte Bossen vorhanden. Ein profiliertes Traufgesims, welches heute noch sichtbar ist, ist vorhanden. Die heute noch existierende Dacheindeckung ist vermutlich die ursprüngliche, bestehend aus glatten rechteckigen Ziegeltaschen.
Die Fassade scheint aufgrund der Farbunterschiede der Fotos mehrfärbig gestaltet gewesen zu sein. An den Giebelflächen ist ein “Katzensteig” (manchmal auch als „Katzenstiege“ bezeichnet) als abgetreppter Ziegelverband sichtbar. Die Dachfläche wird durch mächtige mehrzügige Kamine durchdrungen. Seinerzeit waren Storchennester an den Kaminköpfen angebracht.
Literatur
Franz Hillinger, Jois – 800 Jahre und mehr, hg. von der Marktgemeinde Jois, Jois 2008, S. 164, 222-224
Sog. Lattes oder Brucker Hof, in: Adelheid Schmeller-Kitt, Die Kunstdenkmäler Österreichs: topographisches Denkmälerinventar: Burgenland, hg. vom Bundesdenkmalamt, Wien 1980, S. 372-373.



Röm.-kath. Pfarrkirche hl. Georg
Hoch erhaben über dem Neusiedlersee
Die heutige Pfarrkirche von Jois ist auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängerbaus aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet (Saalkirche mit Westturm). Der ursprüngliche Hochaltar war der Maria Himmelfahrt geweiht.
Der Einsturz eines Teils der Kirche im Jahr 1751 gab den Anlass für den spätbarocken Neubau, der zwischen 1752 und 1757 mit der finanziellen Unterstützung der Patronatsherrin Kaiserin Maria Theresia errichtet wurde. Die erst 1997 freigelegten Wandmalereien in der Apsis (Engel) sind etwas jünger (vermutlich um 1764). Der heutige Aufbau des Hochaltars wurde 1865 aus der St. Michaelskirche von Ödenburg (Sopron) angekauft. Damals schuf der Maler Franz Storno d. Ä. das heutige Altarblatt mit der Darstellung der Schutzmantelmadonna.

Die Sage vom Sargnagel
Mündlich überlieferte Sage von Katharina Tötschinger, geb. Hantl, geb. 1880 (Großmutter von Hermann Tötschinger)
Früher war es üblich, dass Angehörige bei Verstorbenen zuhause bis zum Zeitpunkt des Begräbnisses eine „Totenwache“ hielten. Aus dieser “Totenwache” leitet sich das heute noch im Dorfjargon gebräuchliche “wochtn” als Bezeichnung für die Betstunde des Verstobenen ab.
Eines Tages verstarb ein Fremder in Jois, der auf der Durchreise war. Die Frage war, wohin mit dem Leichnam bis zur Überführung in seine Heimat, bis zum Begräbnis? Die Joiser trugen ihn kurzerhand im Sarg in ihre Friedhofskapelle (Station 4) (Verlinkung). Hier lag er nun „unbewacht“, weit weg von zuhause.
Der Tod des Reisenden hatte sich schnell herumgesprochen. Bald wusste es die ganze Gemeinde und selbst im Gasthaus wurde über ihn geredet. Wer war der Fremde, woher kam er, woran ist er gestorben usw. Bald war man im Gespräch. Es wurden auch Gruselgeschichten über den Friedhof erzählt. Wie unheimlich es dort in der Nacht sei; dass man nachts nicht durch den Friedhof gehen solle, denn die armen Seelen halten einen oft fest und bitten um ein erlösendes Gebet.
Unter den Zuhörern waren auch ein paar Burschen, die bereits ordentlich über den Durst getrunken hatten und sich daher überaus stark und mutig fühlten. Der Wirt goss noch Öl ins Feuer und forderte die Burschen heraus: „Wenn sich jemand von euch allein und ohne Laterne in die Friedhofskapelle zum Sarg des Toten traut, dem spende ich zehn Liter Wein und ein Essen“. Bei so einem Angebot wollte keiner der Burschen zugeben, dass er im Grunde doch Angst hat, eine solche Tat zu begehen. So dauerte es dann doch eine Weile, bis sich einer der Burschen durchrang und die Herausforderung des Wirtes annahm: „Ich habe keine Angst, ich mache es!“
„Aber wie sollte man das kontrollieren? Vielleicht täuscht er das nur vor und geht gar nicht bis zum Sarg?“, fragten sich die Anwesenden. Man beschloss daher, dass er zum Zeichen dafür, dass er wirklich beim Sarg war, einen Nagel in den Sarg einschlagen müsse. Am nächsten Tag wollte man sich bei Sonnenaufgang vor der Kapelle treffen, um dann zu überprüfen, ob der Nagel tatsächlich in den Sarg eingeschlagen wurde. Hammer und Nagel wurden dem jungen Mann in die Hand gedrückt. Dieser verließ das Wirtshaus Richtung Friedhof. Auch die anderen gingen bald heimwärts.
In aller Früh des nächsten Tages traf einer nach dem anderen beim Friedhof ein, selbst der Wirt. Nur einer fehlte, die eigentliche Hauptperson, der junge Bursch, der noch am Abend zuvor mit seinem Wagemut geprahlt hatte. Hatte er verschlafen? Oder hatte er sich letztendlich doch nicht getraut? War er zu feig gewesen, schämte er sich und kam deshalb nicht hierher?
005-02-jois-erkunden-sargnagelsage
Nächtlicher Spuk in der Friedhofskapelle von Jois © Zeichnung zur Sage von Mag. Susanne Winter
Nach einer Weile öffneten die anwesenden Ortsbewohner die Tür zur Kapelle – und siehe da – neben dem Sarg mit dem toten Fremden lag tot auf der Erde auch ihr Freund. Was um Himmels Willen war passiert?
Beim näheren Hinsehen merkten alle rasch, dass der Nagel tatsächlich eingeschlagen war, ihr Kamerad aber unglücklicherweise beim Einschlagen des Nagels seinen eigenen Rock mit angenagelt hatte. Als der Kamerad nach seiner Heldentat nach Hause eilen wollte, gelang es ihm nicht. Er war vom eigenen Nagel zurückgehalten worden. Weil er jedoch meinte, der Tote hielte ihn zurück, geriet er in Panik und erlag einem Herzschlag. So wurde der eingeschlagene Nagel zu seinem eigenen Sargnagel.
…und Ortsfremde wurden mit Einheimischen im Tode vereint.
Aus dem Buch „Hexen, Tod & Teufel“, Geschichte und Geschichten aus Jois,
Verfasser: Msgr. Dr. Franz Hillinger, 2015

Frommwaldkapelle @ Museum Jois

Nächtlicher Spuk in der Friedhofskapelle von Jois © Zeichnung zur Sage von Mag. Susanne Winter
NS – Gedenktafel
Gedenk- und Mahntafel
Wer waren die „Zigeuner“?
Heute ist der Begriff „Zigeuner“ verpönt bzw. hat einen diskriminierenden, abwertenden Beigeschmack und gilt als Schimpfwort. Man spricht heute nur von Roma und Sinti. Im weiterführenden Text wird dieses Wort aber als zeithistorischer Begriff ohne jegliche Diskriminierungsabsicht verwendet.
Warum wurde der Gedenkstein errichtet?
Im Jahr 2014 wurde auf der Ried Spiegelhöhe das neue Feuerwehrhaus errichtet. Dort war der historische Siedlungsplatz der „Zigeuner“, welcher umgangssprachlich auch „Zigeunerlager“ genannt, wurde.
Siehe dazu die Station Nr. 40 – „Zigeunerlager“. Hier können Sie mehr zum Thema „Zigeuner“ nachlesen.
Auf Initiative von Msgr. Dr. Franz Hillinger wurde gemeinsam mit der Marktgemeinde Jois im Zuge des Neubaus des Feuerwehrhauses ein Gedenkstein am Standort des ehemaligen „Zigeunerlagers“ gesetzt. Zeitgleich wurde im Friedhofsbereich, 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, diese Gedenktafel errichtet, die an die menschenunwürdigen Ereignisse des Zweiten Weltkrieges erinnern soll und zugleich eine Mahnung für den heutigen Betrachter ist.
