Einstieg in die SEHENSWÜRDIGKEITEN – zwischen NATUR & WEIN

Joiser Geschichte erkunden

Zunächst mal ganz allgemein…
Wir danken Ihnen für das Verständnis, dass wir unsere Texte nicht gegendert haben. Damit wollen wir niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir darüber hinaus auch auf die Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Zudem verwenden wir in unseren Texten bewusst den Begriff „Zigeuner“ als eine alte, überlieferte historische Bezeichnung, die nicht als Diskriminierung zu verstehen ist. Gleichzeitig versuchen die Verfasser durch die Verwendung des Wortes “Zigeuner” den historischen Kontext zu den Geschehnissen in der Vergangenheit, welche von Verfolgung, Vertreibung und Vernichtung geprägt ist, herzustellen, da in den historischen schriftlichen Quellen immer dieser Ausdruck verwendet wurde. Mit dem heutigen Abstand zur Vergangenheit und dem allgemeinen kulturellen Wandel halten die Verfasser fest, dass in neuzeitlichen Texten selbstverständlich nur die Begriffe “Roma” und “Sinti” für diese Volksgruppe zu verwenden sind.

Unsere Region war seit alters her und ist immer noch ein Durchzugsgebiet. In der ehemaligen Grenzregion der Habsburgermonarchie und durch die Trennung unterschiedlicher politischer Regierungssysteme ist hier die Heimat verschiedenster ethnischer Gruppen. In den vorliegenden Texten sind diese Gruppen nicht eigens erwähnt. Dies erfolgt jedoch ohne jegliche Diskriminierungsabsicht gegenüber diesen Ethnien.

Leben, wo andere Urlaub machen…
Unsere Sehenswürdigkeiten sind Teil des Weltkulturerbes, das wir in Ehren halten! Wir leben da, wo andere Urlaub machen und freuen uns, dass Sie unsere schöne Region besuchen. Wir ersuchen Sie um einen respektvollen Umgang mit den aufgelisteten Sehenswürdigkeiten. Um diese für die hier lebende Bevölkerung sowie für unsere Gäste zu bewahren, bitten wir Sie, ein paar Grundregeln einzuhalten.

Ihre Urlaubsregion ist unsere Lebensumgebung und somit Teil unseres Alltags. Auch wir gehen respektvoll mit dem Erbe der „Altvorderen“ um. Nur so kann uns dieses Erbe sowohl im Augenblick erfreuen als auch in Zukunft für unsere Nachkommen im Sinne des Weltkulturerbes bewahrt werden. 

Bitte verhalten Sie sich entsprechend und bewahren Sie die Würde der Denkmäler und religiösen Stätten und deren Gäste. Klettern Sie nicht auf den Denkmälern herum und hindern Sie bitte Ihre Kinder daran – dazu verweisen wir auf unser Aktiv-Freizeitprogramm und auf die Kinderspielplätze … Bitte denken Sie auch an die Privatsphäre der Menschen, die in bzw. neben den Denkmälern wohnen.

Jois erleben – Jois sauber erleben…
Verlassen Sie die Orte und Plätze unserer Sehenswürdigkeiten bitte so, wie Sie diese vorgefunden haben. Hinterlassen Sie keine Abfälle, wozu auch Zigarettenstummel gehören. Ihr Beherbergungsbetrieb hilft Ihnen gerne bei der fachgerechten Entsorgung Ihres Abfalls. 

Wir danken Ihnen für Ihre Mitarbeit am Erhalt unseres Weltkulturerbes! 😊

Zum Projekt „Sehenswürdigkeiten – Natur & Wein“
Motivation zum Projekt war einerseits, das analoge Wissen und die Chronik durch neue Erkenntnisse zu erweitern und andererseits, durch neue Medien wie den QR-Code am Smartphone für den Nutzer erlebbar zu machen. Dadurch soll eine digitale Wissensvermittlung gewährleistet sein, sowie die einzelnen Stationen auf der Homepage der Gemeinde www.jois.at abrufbar und druckbar gemacht werden.

Auch Vorkommnisse aus der jüngeren Vergangenheit sind Teil der Ortsgeschichte und erwähnenswert. Wir sehen es als Pflicht, die überlieferte Zeitgeschichte ebenso wie die Geschichten- und Sagenwelt, die teilweise nur mündlich oder per Loseblattwerk überliefert ist, für die Nachwelt festzuhalten und weiterzugeben.

Digitale Reise in die Vergangenheit! Wie nutzen Sie den QR-Code?
1. Laden Sie eine App zum Lesen des QR-Codes auf Ihr Handy oder Tablet.
2. Richten Sie die Kamera auf den QR-Code.
3. Scannen Sie den QR-Code oder fotografieren Sie den Code.
4. Die App verarbeitet den QR-Code.
5. Die App führt den QR-Code aus und fragt Sie dann, ob Sie auf die eingebettete URL (Homepage) springen wollen.
6. Hier können Sie dann die ausführlichen Texte zu unseren Sehenswürdigkeiten lesen.

Wer steckt dahinter…
Viel Spaß beim Kennenlernen der Sehenswürdigkeiten unseres Ortes – das wünscht Ihnen die Marktgemeinde Jois und der Tourismusverein Jois. Die Verantwortung für Text und Recherche trägt die Arbeitsgemeinschaft Joiser Sehenswürdigkeiten (AG), die fachlich von der Fa. DENKMALFORSCHER (www.denkmalforscher.at) unterstützt wurde. Die Recherche zu den Denkmälern, das Erstellen der Texte sowie sämtliche redaktionellen Tätigkeiten wurden übernommen von DI(FH) Alexander Hasenhündl (Projektkoordinator), Elisabeth Hansen und Ing. Reinhard Brabec (Museum Jois) sowie Dr. Christina Wais (Kunsthistorikerin). Wichtige Textbeiträge (Tafeltexte) wurden vom Ortschronisten und Ehrenbürger der Marktgemeinde Jois, Msgr. Dr. Franz Hillinger, aus seinen diversen Druckschriften und Publikationen beigesteuert. Design und Gestaltung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Atelier Krikler (www.atelierkrikler.at).

Immer up to date…
Das Team hat sich bemüht, alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen darzustellen. Fehler können jedoch niemals ausgeschlossen werden, daher gibt es keine Garantie auf Richtigkeit.

Sollten Sie eine Unstimmigkeit in den Texten feststellen, freuen wir uns auf Ihren Hinweis. Bitte geben Sie Korrekturvorschläge an die Marktgemeinde Jois weiter, damit für alle Nutzer der korrekte Inhalt zur Verfügung steht.

Alle Rechte sind dem Verfasser vorbehalten. Texte und Bilder dürfen ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers weder kopiert, fotografiert, abgeschrieben oder sonst wie vervielfältigt werden.

IMPRESSUM
Eigentümer und Herausgeber: 

Marktgemeinde Jois, Untere Hauptstraße 23, 7093 Jois, Tel. +43 (0)2160 83 10
www.jois.at
eMail: post@jois.bgld.gv.at

Arbeitsgemeinschaft Joiser Sehenswürdigkeiten „Natur & Wein“:

DI(FH) Alexander Hasenhündl, Jois (Projekt-Koordination)

Elisabeth Hansen, Jois 

Dr. Christina Wais, Wien
DENKMALFORSCHER | www.denkmalforscher.at,
eMail: christina.wais@denkmalforscher.at | phone: +43 (0)676 687 15 81

Mit Unterstützung von:
Msgr. Dr. Franz Hillinger, Jois
Ing. Reinhard Brabec, Jois

Design:
Christoph Krikler, Jois und Wien
Atelier Krikler | www.atelier-krikler.at
eMail: hallo@atelierkrikler.at | phone: +43 (0)660 710 01 33

Unser Dank für weitere inhaltliche Hilfestellungen gilt:

Raimund Hasenhündl und Richard Hasenhündl für wichtige Recherchen zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Jois und die Überlassung der Fotos aus dem Archiv der FF Jois.
Mag. Doris Schön (www.denkmalforscher.at) für die fachliche Beurteilung und Datierung historischen Mauerwerks.
Mag. Susanne Winter für die kreativen Zeichnungen.
Maria Füzi für ihre konstruktive Beratung und die vorzügliche Bewirtung während unserer arbeitsintensiven Sitzungen.
Martin Wetschka für die freundliche Führung durch den Großen Bruckerhof.
Den jeweiligen Eigentümern der Sehenswürdigkeiten für die Bereitschaft zum Mitmachen, für die Zustimmung zum Anbringen der Tafeln und für die Bereitstellung wertvoller Informationen und Fotos.
Dem Museum Jois für die Bereitstellung der Fotos sowie der zugehörigen Informationen.
Dem Gemeinderat der Marktgemeinde Jois für die Realisierung dieses Projektes.
Der Gemeindeverwaltung und dem Tourismusverein Jois.
Emmerich Weber für die Unterstützung bei den landwirtschaftlichen Themenbereichen.
Georg Hoffmann für die Beantwortung einiger offener Fragen.
Dem Bundesdenkmalamt, insbesondere Frau Mag. Angelina Pötschner und Herrn DI Michael Tasch. 
Danksagung auch an Karl Weismayr für die Fotoüberlassungen.

Jois, im April 2022

Literaturverzeichnis (Auswahl in chronologischer Reihenfolge)
Dr. Franz Hillinger (Autor und Herausgeber), Jois – Geschichte der Pfarre, Jois 2021

Dr. Franz Hillinger, Hexen, Tod & Teufel – Geschichte und Geschichten aus Jois, Jois 2015

Dr. Franz Hillinger, Jois Wachsen einer Gemeinde, Häuserbuch, Jois 2013

Henny Liebhart-Ulm, Die Kunstdenkmäler des politischen Bezirkes Neusiedl am See (Österreichische Kunsttopographie Band LIX), hg. vom Bundesdenkmalamt, Horn 2012

Dr. Franz Hillinger, Jois – 800 Jahre und mehr, hg. von der Marktgemeinde Jois, Jois 2008

Festschrift anlässlich des 100jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Jois 1905-2005, hg. von der Freiwilligen Feuerwehr Jois, Jois 2005

Dr. Franz Hillinger, Jois – Bausteine zur Geschichte, Jois 2005

Dr. Franz Hillinger, Unser Dorf im Zweiten Weltkrieg – Erinnerungen an meine Joiser Kindheit, Eisenstadt 2005

Adelheid Schmeller-Kitt, Die Kunstdenkmäler Österreichs: topographisches Denkmälerinventar: Burgenland, hg. vom Bundesdenkmalamt, Wien 1980

Heinrich Weiss, Pfarre und Gemeinde Jois, Jois 1970

Leopold Schmidt, Aus der Arbeit am Atlas der burgenländischen Volkskunde (Burgenländische Heimatblätter 23), 1961

Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, 1. Band: Der Verwaltungsbezirk Neusiedl am See, hg. von der Burgenländischen Landesregierung, bearb. Vom Burgenländischen Landesarchiv, Eisenstadt 1954

Diplomarbeit: Regionalentwicklung – Marktgemeinde Jois: Revitalisierung “Pfarrstadl”, verfasst von Pascal Enz, Peter Füzi und Petar Telebar, Jahrgang 5DHBT, Schuljahr 2020/21 an der Camillo Sitte Versuchsanstalt für Bautechnik

Quellenverzeichnis (Auswahl)
Landesaufnahmen aus dem Österreichischen Staatsarchiv

Kartenabfragen aus dem GIS-Burgenland, Servicestelle GeoDaten Burgenland

Internetrecherche

Mündliche Überlieferung der Ortsbevölkerung

Bildmaterial
Der jeweilige Bildnachweis ist direkt auf den Tafeln und bei den Texten im Internet angegeben. Im Besonderen danken wir dem Museum Jois sowie Msgr. Dr. Franz Hillinger für die Bereitstellung wertvollen historischen Bildmaterials.


Nr. 1

Röm.-kath. Pfarrkirche hl. Georg

Hoch erhaben über dem Neusiedlersee

Die heutige Pfarrkirche von Jois ist auf den Fundamenten eines romanischen Vorgängerbaus aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts errichtet (Saalkirche mit Westturm). Der ursprüngliche Hochaltar war der Maria Himmelfahrt geweiht. 

Der Einsturz eines Teils der Kirche im Jahr 1751 gab den Anlass für den spätbarocken Neubau, der zwischen 1752 und 1757 mit der finanziellen Unterstützung der Patronatsherrin Kaiserin Maria Theresia errichtet wurde. Die erst 1997 freigelegten Wandmalereien in der Apsis (Engel) sind etwas jünger (vermutlich um 1764). Der heutige Aufbau des Hochaltars wurde 1865 aus der St. Michaelskirche von Ödenburg (Sopron) angekauft. Damals schuf der Maler Franz Storno d. Ä. das heutige Altarblatt mit der Darstellung der Schutzmantelmadonna. 

Hackl-Keller

Weinkeller als historische Zeitkapsel erhalten

Historische Ursprünge
Das Kellerbauwerk wird als “Hackl Keller” bezeichnet, da dieses Bauwerk bis zum Ankauf durch die Marktgemeinde Jois im Besitz der Familie Hackl (Maria) stand. Die Ursprünge des Gebäudes reichen in das 19. Jahrhundert.

Am 18. Februar 2019 fasste der Gemeinderat den Beschluss dieses Kellerbauwerk mitsamt Liegenschaft und Inventar anzukaufen. Somit stand die gesamte Fläche zwischen den angrenzenden Straßenzügen für das Projekt des künftigen Gemeindezentrums zur Verfügung. 

Das Bauwerk wurde am 26. April 2019 durch Vertreter des Gemeinderates besichtigt und wie folgt vorgefunden:

Außenbereich
Die Giebelfläche ist glatt verputzt und es ist ein schachtartiges Bauwerk – die Mostrutsche – vorgelagert.

An der Sätzgasse befindet sich das ehemalige Presshaus, welches als Feuerwehrdepot genutzt wurde.

Innenaufnahme
Der Keller erstreckt sich über drei gewölbte Räume. Diese weisen folgende Abmessungen auf:

Presshaus         ca. 5,80m Länge x 4,70m Breite – Gewölbestichhöhe ca. 3,25m

Kellerraum       ca. 7,95m Länge x 4,70m Breite – Gewölbestichhöhe ca. 2,60m

Kellerraum       ca. 8,43m Länge x 5,60m Breite – Gewölbestichhöhe ca. 3,60m

Die Wand- und Gewölbeflächen sind generell verputzt.

Im ersten Raum vom Straßenbereich aus ist eine hölzerne Weinpresse vorhanden. Laut Inschrift am Pressbaum stammt die Presse aus dem Jahr 1918. Dies ist ein denkwürdiges Jahr, da es das Ende des Ersten Weltkrieges markiert. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass diese Presse seit der Errichtung unverändert am selben Standort steht. Es wurde hier sozusagen eine Zeitkapsel in Bezug auf die vorhandene Einrichtung und Gerätschaft vorgefunden.

Im gesamten Raum lagern Fässer und diverses Weinbauzubehör. Man beachte, dass die Gerätschaften und Bottiche aus Holz bestehen. Kunststoff- oder gar Metallgefäße waren in der Zeit, als dieser Keller für die Weinproduktion genutzt wurde, nicht vorhanden bzw. vorstellbar.

Am Betonbecken – dem „Mostwandl” – rechts vom Eingang ist die Inschrift „Michael und Anna Hakl 1924“ sichtbar.  

Beim Türdurchgang zum mittleren Raum ist ein Natursteingewände mit einem Rundbogensturz vorhanden. 

Im mittleren Raum lagerten Natursteine, die vermutlich als Auflager der „Ganter“ dienten. Als „Ganter“ werden die waagrecht verlegten Holzbalken, auf denen die Holzfässer aufruhen, bezeichnet. In unserer Region waren meist rechteckige oder quadratische Natursteine als Unterlage der „Ganter“ gebräuchlich. Die Holzfässer wurden einerseits „aufgeständert“ gelagert, um das Holzmaterial vom meist feuchten Kellerboden zu distanzieren und andererseits um die Arbeitshöhe zum Bewirtschaften der Fässer zu erleichtern.

Der hintere Kellerraum unter dem Feuerwehrdepot bzw. oberirdischen Presshaus weist eine große Raumhöhe auf. In diesem Raum sind fünf Holzfässer vorhanden gewesen. Zwei Holzfässer weisen einen verzierten Fassboden auf. Die Holzfässer wurden zwischenzeitlich aufgrund des morschen Zustandes demontiert und abtransportiert.

An den Wand- und Gewölbeflächen wurden in der Zwischenzeit der Verputz abgeschlagen und die Natursteinflächen gereinigt.

Baugeschichte und Lage
Baugeschichtlich ist davon auszugehen, dass die ersten beiden Kellerräume vor 1918 schon bestanden haben, da die Weinpresse dieses Datum aufweist. Im Bauakt der Liegenschaft befindet sich ein Plan für die Erweiterung des hinteren Kellerraumes sowie des darüber situierten Presshauses. Dieser Plan weist keine Datumsangabe auf, jedoch sind die Stempelmarken mit einem Gemeindestempel, welcher ein Hakenkreuz beinhaltet, entwertet. Daraus ist zu schließen, dass der Plan des Zubaus nach dem Anschluss von Österreich an das Deutsche Reich, also nach 1938, eingereicht wurde.

Aus der Lage in unmittelbarer Nähe zu den Weinbergen östlich und westlich der Pfarrkirche – Ried Kirchberg – ist von kurzen Transportwegen der Weinernte zum Presshaus auszugehen.

Baugeschichte des Kellers
Dass die Lagerung von Wein von einigen Faktoren abhängig ist, war schon in der Antike und den frühen Hochkulturen bekannt. Insbesondere geht es für eine längere Lagermöglichkeit des Weines um eine konstante Temperatur, konstante Luftfeuchtigkeit und (kein!) Tageslicht.

Die frühen Hochkulturen lagerten den Wein in Tonamphoren mit bis zu 30 Liter Inhalt. Diese wurden bis zum Amphorenhals im Erdreich vergraben. Die Füllöffnung wurde mit Bienenwachs verschlossen. Über die flüssigkeitsdichten Amphorenwände konnte zwar ein gewisser Luft-/Gasaustausch stattfinden, aber der Weininhalt war vor weiteren Veränderungen wie Nachgärung, Fäulnis etc. geschützt.

Der Kellerbau war im Mittelalter aufgrund der intensiven Kosten meist nur Städten, Klöstern und Adeligen vorbehalten. Für die einfache Ortsbevölkerung, Bauern und Handwerker, waren nur kleine Kellerräume zur Lagerung von Wein und Lebensmitteln im Wohnhausverband möglich bzw. leistbar.

In Jois wurden im Herrschaftskeller – die Neunt- und Zehentabgaben als Naturalabgaben eingehoben. Die Traubenernte bzw. die Abgabemenge wurde direkt im Herrschaftskeller eingepresst und weiterverarbeitet. Die Edelhöfe von Jois hatten ebenfalls eigene Pressen und entsprechende Lagermöglichkeiten. Der übrige Teil der Weinernte konnte von den Bauern selbst eingepresst werden.

Am Beginn des 18. Jahrhunderts waren aufgrund der klimatischen Verhältnisse gute Weinerträge möglich. Eine weitere Steigerung brachte die Bauernbefreiung und Neuordnung der Grundverhältnisse nach dem Revolutionsjahr von 1848. Vor diesem Hintergrund wurden meist außerhalb des damaligen Siedlungsgebietes Kellerräume zur Lagerung der Weinmengen, unter Nutzung der topografischen Verhältnisse, geschaffen. Bald darauf wurde auch die Weinproduktion in diese Keller – durch das Anordnen des Presshauses – verlagert.

Die Presshäuser lagen immer unterhalb des angrenzenden Niveaus. Dies ist dem damaligen Arbeitsablauf geschuldet. Die Größe der Presse war an die Größe des Presshauses angepasst. Die meisten Presshäuser weisen eine ähnliche Raumkonfiguration auf. 

Funktionsbeschreibung der historischen Weinproduktion
Diese im Keller vorhandene Presse wird der Kategorie der Baumpressen zugeordnet. 

Der waagrecht verlaufende Träger wird als Pressbaum oder nur „Baum“ bezeichnet. Am hinteren Ende ist dieser mit einem Gelenk mit der Presse verbunden. Am freien Ende steht der Baum über die Spindel mit dem Steingewicht – dem Pressstein – in Verbindung. Die Spindel fehlt in diesem Fall. Der Pressstein ist in der entsprechenden Bodenausnehmung vorhanden.

Unter dem Pressbaum befindet sich der Presskorb, der umgangssprachlich als „Kor“ bezeichnet wird. Auch dieser fehlt hier – es lagert nur ein hölzerner Bottich an dieser Stelle. Der Pressbaum wird durch die Riegel in die entsprechende Position gebracht.

Das Foto „Eigentümer Ökon.Rat Josef Hillinger“ zeigt eine Baumpresse mit intaktem Presskorb.

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden die alten hölzernen Baumpressen durch “moderne” Baumpressen aus Stahlträger ersetzt. 

Die Weintrauben wurden im Weingarten in einen Bottich oder Lesetrog gefüllt. Dieser wurde auf dem “Loatawagen“, zum Presshaus gebracht. Dort wurden die Weintrauben händisch aus dem Bottich geschaufelt und über eine Holzrutsche ursprünglich in einen anderen Bottich im Keller, später in das betonierte “Mostwandl”, befördert. Hier kam es erstmals zur Trennung des frischen Mosts von der Maische. Hernach wurde die Maische händisch in den Presskorb gefüllt.

Zuvor wurden die Latten des Presskorbes mehrere Stunden in Wasser gelegt, um zu verhindern, dass vom trocken gelagerten Holzmaterial zu viel Most aufgenommen wird. Der Presskorb wurde oben mit einem Deckel verschlossen. Der Deckel wurde als „die Gans“ bezeichnet. Zwischen dem Deckel und dem Pressbaum wurden Holzbalken zur Kraftübertragung eingelegt.

Der Pressbaum ist in diesem Stadium in seiner höchsten Position. Der Pressstein wurde über die Spindel aktiviert, so dass das Gewicht des Presssteines über den Pressbaum auf die Maische im Presskorb geleitet wurde. Dadurch wurde die Maische gepresst und der austretende Most auf den Presstisch abgeleitet. Hier wurde über eine gezielte Öffnung der Most in Schaffeln oder Kübeln aufgefangen. Diese wurden händisch in die Fässer geleert.

Ein Pressvorgang dauerte bei dieser Methode je nach Fassungsvolumen des Presskorbes zwischen mehrere Stunden bis zu einem halben Tag. Später ging man dazu über, im Untersatzl – eine in den Fußboden integrierte Auffangwanne – den Most zu sammeln und mittels Pumpen in die Fässer zu befördern. Danach wurde der abgesenkte Pressbaum händisch in die Ursprungslage gebracht. Der Presskorb wurde geöffnet und die ausgepresste Maische – der Trester – entfernt. Der Trester wurde als Dünger in die Weingärten und Ackerflächen ausgebracht.

Nach dem Pressvorgang wurden alle Anlagenteile gründlich gesäubert und bis zur nächsten Weinlese im Trockenen, meist am Dachboden der Wohnhäuser, gelagert. In den Fässern wurde der Wein den damaligen Techniken entsprechend vergoren und weiterbearbeitet.

Nr. 13
Errichtet
Vor 1918
Eigentümer
Marktgemeinde Jois

Rätselrally:

Wann wurde das “Mostwandl” errichtet?                                 

Wie viele Räume sind im Kellerbereich vorhanden?                   

Wann wurde die Weinpresse errichtet?                        

Welcher Typ der Presse ist hier vorhanden?                  

Benenne die Bauteile einer Baumpresse?                     

Erkläre die Funktionsweise der Weinpresse?                 

Was ist ein „Ganter“?

Der Hotterstein im Innenhof des Gemeindeamts

Grenzstein von 1731

Zur historischen Bedeutung von Hottersteinen
Der Name “Hotter” leitet sich aus dem Ungarischen „határ“ = Grenze ab und bezeichnet umgangssprachlich das gesamte Gemeindegebiet der politischen Gemeindeverwaltung. In der Zeit der ersten Jahrtausendwende wurden die Grenzen zwischen den benachbarten Dorfgemeinschaften durch Waldschneisen, Bachläufe, Gräben, Steinanhäufungen oder bewusst gepflanzte Bäume, sogenannte „Markbäume“, gekennzeichnet.

Es kam immer wieder zu Streitigkeiten zwischen benachbarten Dörfern in Bezug auf den Grenzverlauf. Anlass dafür waren zumeist die besonders fruchtbaren Böden, die zur Nachbargemeinde gehörten. Daher ging man dazu über, die Grenzverläufe durch Erdwälle und große kunstvoll gestaltete Hottersteine zu markieren.

Was bedeuten die Buchstaben und Zahlen?
Die Initialen der Anrainergemeinde sowie die Jahreszahl der Steinsetzung wurden direkt in den Stein eingemeißelt. Die Zeichen wurden immer an der Seite des Steines hergestellt, an der die Grenzlinie des Hottergebietes lag. 

Auch am Steinfuß, welcher im Erdreich vergraben war, wurden die Initialen der jeweiligen Gemeinde und manchmal auch die Jahreszahl in vereinfachter Form angebracht. Dies diente dazu, dass bei mutwilliger Beschädigung des Steines aus der Lage des Steinfundamentes immer noch der tatsächliche Grenzverlauf erkennbar war.

Die Steinsetzungen erfolgten meist im Zuge von Kommissionen, welche aus Vertretern der jeweiligen Gemeinde sowie Vertretern der Grundherrschaft bestanden. Es wurde eine Niederschrift abgefasst, auf der alle Vertreter der entsprechenden Kommission unterfertigten.

Folgende Initialen sind an den Hottersteinen von Jois sichtbar:

N oder auch NS – für Neusiedl am See

B oder SP – für Bruck an der Leitha bzw. Stadt Prugg

P – für Parndorf

W – für Winden

G – für Geos = eine der alten Schreibformen von Jois

Welche Funktion hatte der Hotterstein von 1731?
Aus den vorgenannten Ausführungen ist zu folgern, dass der im Innenhof des Gemeindeamts aufgestellte Hotterstein die Grenze zwischen Geos (alte Bezeichnung für Jois) und Neusiedl am See markierte und 1731 errichtet wurde.

Die ursprüngliche Lage des Hottersteines ist heute nicht mehr feststellbar. Im Fotoarchiv des Museums Jois ist ein Foto dieses Hottersteines um 1970 vorhanden, welcher mit dem römischen Mörser in der Grünfläche am Hauptplatz lagert. Nach Rücksprache mit dem damaligen Bürgermeister Georg Hoffmann wurde dieser Hotterstein in der Ried Strassäcker gefunden. Vermutlich wurde dieser Grenzstein nach einer Grundstückstransaktion von den neuen Besitzern ausgegraben und auf Joiser Grund abgelegt. Nach dem „Fund“ des Hottersteines wurde dieser von den Gemeindearbeitern nach Jois transportiert und am Hauptplatz zwischengelagert. In weiterer Folge wurde das Fundstück in die Sammlung des Museums Jois eingebracht.

Im Sockelbereich, der ursprünglich im Erdreich vergraben war, ist heute das einfache G (für Geos) sichtbar, das ehemals zur Grenzabsicherung diente.

Was versteht man unter einem „Hottergang“?
Zu den besonderen Eigentümlichkeiten im Zusammenhang mit Hottersteinen zählt der so genannte „Hottergang“ oder die „Hotterbegehung“. Was aber ist damit gemeint und zu welchem Zweck wurde dieser bzw. diese durchgeführt?

Nachstehende Auszüge geben Auskunft zum Ablauf einer solchen Hotterbegehung [entnommen aus: Leopold Schmidt, Aus der Arbeit am Atlas der burgenländischen Volkskunde (Burgenländische Heimatblätter 23), 1961, S. 63]:

Was ist eine „Hotterwatschen“?
An der Oberseite der Hottersteine war eine kleine Mulde ausgeformt, deren Anbringung von vorchristlichen, insbesondere keltischen Bräuchen abgeleitet wird. Die Kelten brachten in solchen Steinmulden ihren Göttern Trankopfer dar. In abgewandelter Form wird dieser Brauch bei der Hotterbegehung in Form der Austeilung einer so genannten „Hotterwatschen“ weitergepflegt. 

Eine „Hotterwatschen“ wurde traditionellerweise im Zuge der oben beschriebenen Grenzbegehungen ausgeteilt. Dabei wurde Wein in die Mulde des Steins gefüllt, den die jungen Bewohner der Gemeinde Jois austrinken sollten. Während sie dies aber in vorgebeugter Haltung taten, wurde ihnen von hinten ein ordentlicher Tritt in den Hintern erteilt, die so genannte „Hotterwatschen“. 

An welchem Tag fanden die „Hotterbegehungen“ in Jois statt?
Eine Antwort darauf gibt erneut eine Stelle aus der Arbeit am Atlas der Burgenländischen Volkskunde [siehe Leopold Schmidt, Aus der Arbeit am Atlas der burgenländischen Volkskunde (Burgenländische Heimatblätter 23), 1961, S. 63]:

Ob in Jois die Hotterbegehungen tatsächlich am Georgs- oder Georgitag stattfanden, kann nicht bestätigt werden. Der Georgstag wird in Jois seit alters her am 24. April gefeiert, der zugleich der Tag des Patroziniums der Pfarrkirche ist. An diesem Tag wurde zunächst der Gottesdienst besucht und anschließend der Kirtag begangen. Auch der Krämermarkt fand an diesem Tag statt und nachmittags wurden die Wirtshäuser besucht. 

Über die Kombination aus der „Hotterwatschen“, die zum einen schmerzvoll war, und dem gleichzeitigen Weintrinken, das zum anderen als angenehm empfunden wurde, sollte den jungen Mitbewohnern von Jois auf gewissermaßen originelle Art und Weise ein Bewusstsein für den Grenzverlauf der Gemeinde vermittelt oder man könnte sagen „eingebläut“ werden. 

Die Schwarz/Weiß-Fotos stammen aus der Sammlung des Museums Jois und zeigen diverse Hottersteine.

Nr. 18

Rätselrally:

Wann wurde dieser Hotterstein errichtet?

Warum wurden Hottersteine generell errichtet?

Zu welcher Nachbargemeinde war dieser Hotterstein ursprünglich positioniert?

Was ist eine Hotterbegehung?

Was ist eine „Hotterwatschen“ und warum und an wen wurde diese ausgeteilt?

Lattes- oder Brucker Hof

Bekanntester Edelhof im Ortskern von Jois

Was ist ein Edelhof?
Es ist bekannt, dass es in Jois einige Edelhöfe gegeben hat. Das Wort Edelhof kommt vom Wort edel, das wieder von adelig, also von Adel abgeleitet wird. Ursprünglich wurden solche Höfe vom König als obersten Grundherrn an verdiente Personen verliehen. Der König schenkte Rittern, Adeligen, hohen Beamten oder Offizieren solche Besitzungen, um sie zu entlohnen bzw. für ihre Erfolge auszuzeichnen. Diese Höfe wurden auch Freihöfe genannt, weil sie von Abgaben und anderen Dienstleistungen an den Grundherrn befreit waren. 

Bekanntester Edelhof von Jois
Es ist nicht ganz klar, wie viele Edel- oder Freihöfe es in Jois im Laufe der Zeit gegeben hat. Im Urbar (=Verzeichnis über die Besitzrechte einer Grundherrschaft und die zu erbringenden Leistungen ihrer Grunduntertanen) des Jahres 1525 werden vier Edelhöfe angegeben, ebenso in einem Bericht aus dem Jahr 1718. Der Große Bruckerhof wird im Urbar als Latteshof erwähnt. Er ist einer der ältesten Edelhöfe in Jois. 

Von 1555 bis 1914 war er im Besitz der Stadt Bruck an der Leitha. Das Gebäude, eine zweiflügelige Anlage mit älterem, zumindest in das 16. Jahrhundert zurückreichenden Baukern, geht in seiner bestehenden Form auf das 17. Jahrhundert zurück. Die barocke Raumaufteilung und Ausstattung hat sich im Inneren nahezu unverändert erhalten. Vom 18. bis 20. Jahrhundert erfolgten laufende Adaptierungen.

Zum Hof gehörte ehemals auch die Latteshof-Wiese, ein Fischwasser am See und das Bergrecht von etlichen Weingärten.

Frühere Besitzer
Im 15. und 16. Jahrhundert war er im Besitz von bedeutenden Räten der Königin Maria von Ungarn. Zunächst besaß ihn Ritter Wilhelm Enzersdorffer (2. Hälfte 15. Jahrhundert) und später Hauptmann Jakob von Stamp (1532 – 1555). Letzterer war auch im Besitz des Kleinen Bruckerhofes in der Unteren Hauptstraße 38a – 40c (siehe Station 30). 

Großer Brand von 1836
Am Abend des 22. Jänner 1836 war in Jois ein Großfeuer ausgebrochen. Innerhalb einer Stunde wurden 24 Bauernhäuser, drei Kleinhäusler, der große Brucker Edelhof und das Schulhaus eingeäschert. Der Bruckerhof war damals von elf Parteien bewohnt. Personen und das Vieh kamen nicht zu Schaden. Allerdings verbrannten in den Scheunen die Futtervorräte.

Der Große Bruckerhof im 20. Jahrhundert
Am 29. Dezember 1914 wurde der Große Bruckerhof an die Heeresverwaltung übergeben bzw. 1930 dem Ehepaar Michael und Anna Hackl verkauft, die ihn später an ihren Sohn Emmerich vererbten. 1969 ging er durch Kauf in den Besitz von Leonhard Wetschka und seine Familie über.

Äußeres Erscheinungsbild
Die Straßenfassade weist sechs Fensterachsen auf. Die mit einem Rundbogen gerahmte Einfahrt ist in der vierten Fensterachse situiert. Nach der Einfahrt weist die Straßenfront einen Knick auf. An der Fassade sind generell 2-flügelige, nach außen öffnende Holzkastenfenster mit Oberlichten vorhanden. Die Fensterflügel und Oberlichten sind mit Sprossen geteilt. Die Fenster sind mit Putzfaschen bzw. mit Steingewänden gerahmt. 

Ehemals bemerkenswerte Fassadengestaltung
Wie auf alten historischen Fotos zu erkennen ist, war die Fassadenfläche im Erdgeschoss ehemals mit waagrechten Putznuten gegliedert. Im Obergeschoss wurde die glatte Putzfläche durch doppelte Putzlisenen unterteilt. An den Gebäudeecken waren ums Eck geführte Bossen vorhanden. Ein profiliertes Traufgesims, welches heute noch sichtbar ist, ist vorhanden. Die heute noch existierende Dacheindeckung ist vermutlich die ursprüngliche, bestehend aus glatten rechteckigen Ziegeltaschen.

Die Fassade scheint aufgrund der Farbunterschiede der Fotos mehrfärbig gestaltet gewesen zu sein. An den Giebelflächen ist ein “Katzensteig” (manchmal auch als „Katzenstiege“ bezeichnet) als abgetreppter Ziegelverband sichtbar. Die Dachfläche wird durch mächtige mehrzügige Kamine durchdrungen.  Seinerzeit waren Storchennester an den Kaminköpfen angebracht.

Literatur
Franz Hillinger, Jois – 800 Jahre und mehr, hg. von der Marktgemeinde Jois, Jois 2008, S. 164, 222-224

Sog. Lattes oder Brucker Hof, in: Adelheid Schmeller-Kitt, Die Kunstdenkmäler Österreichs: topographisches Denkmälerinventar: Burgenland, hg. vom Bundesdenkmalamt, Wien 1980, S. 372-373.

Nr. 48
Errichtet
1455 urkundlich erwähnt
Eigentümer
Familie Wetschka